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Düsseldorfer Marathon 2014 oder mein Erster
Wo fange ich an… Mit der Anmeldung? Das wäre viel zu kurz gedacht. Mit dem Beginn des strukturierten Marathontrainings Anfang Januar 2014? Ich glaube, auch das würde die Dimension nicht gut genug beschreiben.
Es ist der 21. Juni 2009 und ich habe an meinem 42. Geburtstag gerade meinen ersten Halbmarathon erfolgreich in Aachen hinter mich gebracht. Als ich nachmittags, müde aber glücklich über das Erreichte, auf der Couch lag, dachte ich für mich, wie grandios es sich wohl anfühlen muss, wenn man erst die komplette Marathon Distanz läuft. Damals noch ein Ziel, das Galaxien entfernt schien.
In den Folgejahren fühlte ich mich auf der Halbmarathondistanz im Grunde gut aufgehoben. Dennoch schielte ich immer wieder auf diverse Marathonveranstaltungen, ohne jedoch den Mut zu finden, Nägel mit Köpfen zu machen. Der Respekt vor der Strecke und vor dem Trainingsaufwand war einfach eine Nummer zu groß. Der NYC-Marathon zum 50. Geburtstag – damit vertröstete ich mich immer wieder.
Im Herbst 2013 wurden die Gedanken dennoch schleichend konkreter. Obwohl mich das komplette zweite Halbjahr eine Verletzung daran hinderte, meinen Sport so auszuüben, wie ich es gerne getan hätte, trieben Sven und ich unsere Gedanken in Richtung eines Marathonstarts im Frühjahr 2014 voran. Ich schlug unsere Lieblingsstadt Hamburg als Austragungsstadt vor, Sven favorisierte Düsseldorf. Seine Argumente waren etwas besser – insbesondere die Tatsache, dass Düsseldorf mehr oder weniger direkt vor der Aachener Haustür liegt und damit die Anreisestrapazen für Läufer und Unterstützer entfallen, war unschlagbar.
Zusätzlich konnten wir Arnd, der den Marathontraum bereits seit seiner Jugend hatte, für unsere Idee schnell begeistern, so dass Mitte Dezember 2013 der Termin 27. April 2014 in unsere Köpfe gemeißelt wurde. Unser gemeinsames Hauptziel bestand im erfolgreichen Finish der Distanz, als Nebenziel wollten wir gerne in einer schnelleren Zeit als 3:59:59 den Zielbogen erreichen.
Auf der Suche nach einem Trainingsplan (TP) wurde ich auf der Internetseite von lauftipps.ch fündig. Diesen Plan (Zielzeit ca. 3:45 Stunden) nahm ich als Basis und passte ihn punktuell an. Nach Diskussionen mit meinen Laufpartnern wurden vor allem die langen Läufe etwas verlängert, da im originalen TP der längste Lauf nach 32 km zu Ende war. 35 km zuzüglich Auslaufens sollten mindesten einmal in der Vorbereitung (gemeinsam) gelaufen werden.
Mein Trainingsstart war am 6. Januar. Das bedeutete, ich hatte 4 Perioden, aus jeweils 4 Wochen vor mir. Die erste Periode bestand aus Grundlagentraining und wenig Tempo. Der längste Lauf in dieser Zeit war ein 25,5 km langer Lauf, den ich, wie fast alle langen Einheiten, in der Gegend um Maasmechelen gelaufen bin. Das besondere Element an diesem langen Lauf sollte das Tempo sein, denn ich sollte die Einheit in einem 5:40er Schnitt laufen, also ungefähr das Tempo, das man bei einem Marathon 42 km lang laufen muss, um nach 4 Stunden das Ziel zu erreichen. Vielen Dank an dieser Stelle an meine Marion, die mich bei den Trainingsläufen perfekt unterstützte!
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In der zweiten Periode wurden die Umfänge deutlich gesteigert. Ein ganz besonderer Trainingslauf war der gemeinsame Lauf mit Sven am Neckar von Stuttgart nach Hoheneck am 16. Februar. 29 km sagte mein Trainingsplan – das war der erste Lauf insgesamt, bei dem ich unterwegs ein Powergel probierte. Essen während des Laufens, daran könnte ich mich gewöhnen...
Bereits im Januar sprachen Arnd und ich uns insoweit ab, dass wir wenn irgendwie möglich, die langen Einheiten ab 30 km Länge gemeinsam laufen wollten. Wegen der Topologie (= keine Profilierung im Gelände) und der damit verbundenen Möglichkeit, auf langer Distanz ein gleichmäßiges Tempo zu laufen, gab es zum perfekten Laufgebiet um Maasmechelen herum kaum eine Alternative. Der erste lange Lauf der dritten Periode war die Premiere des gemeinsamen Laufens und das erste Mal stand anschließend eine 30 als Kilometerzahl in meinem Trainingstagebuch. Das Absolvieren der langen Läufe in Gemeinschaft hat sich für uns bewährt. Man merkt kaum, wie die Zeit vergeht, das Laufen fühlt sich fast bis zum Ende leicht und lässig an.
Am 30.März, und damit am Ende der dritten Trainingsperiode, stand der Venloop Halbmarathon auf dem TP. Ein tolles Lauferlebnis und ein Leistungsturbo, immerhin absolvierte ich die Distanz in 1:48:43 und damit genau im anvisierten Zieltempo (5:10)) – trotz der ungewohnt hohen Temperatur von 21°C, die an diesem Tag in Westholland herrschte.
In der letzten Periode standen die beiden Königtrainings auf dem Plan. Diese beiden Läufe trainierten wir zu dritt in Belgien. Der längste Lauf sollte 36 km dauern, aber wegen eines „Schlüsselproblems“ musste ich noch ungeplante 5 km bis zum Parkplatz auslaufen. Hat irgendwie funktioniert, für den Kopf war das Absolvieren von 41 Komma irgendwas an einem Tag natürlich genial.
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Zwei Tage nach diesem Lauf, am 8.April um genau zu sein, meldete ich mich offiziell zum Marathon in Düsseldorf an. Meine Startnummer sollte die 4341 sein.
Das zweite „Königstraining“ hörte sich anfangs gar nicht so schwer an, es ist vermutlich nur im kompletten Trainingskontext als besonders anstrengend zu bewerten. Insgesamt waren 25 km zu absolvieren, 15 km in 5:40 - 5 km in 5:30 und 4 km in 5:20 zzgl. austraben. Am Nachmittag dieses letzten harten Trainings war ich richtig ausgelaugt und sehr müde…
Von diesem Tag an wurde das Training auf den beiden letzten Wochen im Umfang herunter gefahren, allerdings wurden die wenigen Kilometer nun meist schneller gelaufen.
Mit dem Abschluss des TP war mir klar, den Marathon werde ich schaffen. Ich hatte keinen Zweifel, nur lediglich Angst vor einer Verletzung bzw. Erkrankung.
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Am Nachmittag des 26. Aprils fuhren wir (Marion, Melanie und Laurina als Unterstützer) bereits in die Landeshauptstadt. Zum einen wollten wir in Ruhe unsere Startunterlagen in Empfang nehmen und zum anderen hatten wir schon im Januar vorsorglich Hotelzimmer in der Düsseldorfer City reserviert. Da der Startschuss bereits um 9:00 Uhr fällt, hätten wir bei einer taggleichen Anfahrt aus dem Raum Aachen eine sehr kurze Nacht gehabt.
Nach dem Abholen der Startunterlagen, dem Kauf des Veranstaltungsshirts und dem Ausdruck des Durchgangszeitenarmbandes (!) spazierten wir zum Zielgebiet und schauten uns dort ein wenig um. Vorfreude kaum auf. Pizza-Party beim Italiener und ein Schlummerbier im Hotel beendeten den Abend (frühzeitig). Im Zimmer überraschte mich Marion noch mit einem Supporter T-Shirt, das die Mädels als Vorbereitung für „ihre Aufgabe“ anfertigen haben lassen. Später packte ich meinen „Alarmstuhl“ und mit einem guten Gefühl und ziemlich müde ging es gegen 22:00 Uhr ins Bett.
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Regentropfen weckten uns am Morgen des 27. April. Das Regenradar zeigte ein großes Regengebiet, das wegen des Südost -> Nordwest Verlaufs bis gegen 12:00 Uhr über Düsseldorf hinweg ziehen sollte. Die Regenschlacht war uns also sicher. Der Regen brachte kaum Wind mit, so war das Wetter für uns Läufer halbwegs erträglich (revitalisierender Niederschlag). Für die Zuschauer war das Wetter natürlich unschön.
Wir drei Läufer frühstückten gemeinsam im Hotel, so richtig Hunger hatte ich jedoch nicht. Im Bewusstsein der kommenden Anstrengung schaffte ich es, ein Schälchen Obst und drei süße Toasts zu essen. Das war die Menge, die sich auch vor den langen Einheiten bewährt hat.
Im Starkregen ging es zum Startgebiet am Rheinufer. Regencapes schützten uns noch vor der Nässe. Wir zogen uns in einem Zelt um, gaben unsere Taschen ab (die Organisation war optimal), behielten die Capes jedoch noch an und gingen in den Startbereich. Hier herrschte wegen des Wetters ein ziemliches Durcheinander. Die Unterscheidungen für die Startblöcke wurden einfach ignoriert. Uns war das egal, wie reihten uns ziemlich weit vorne ein und pünktlich um 9:00 Uhr wurde das Rennen recht unspektakulär angeschossen. Arnd und ich wollten so lange wie möglich zusammenlaufen. Bis zur Halbmarathonmarke wollten wir ein 5:38er Tempo laufen, um auf der zweiten Hälfte noch etwas zu beschleunigen (5:30 – 5:35). Auf jeden Fall sollte mit dieser Strategie die 4 Stunden-Marke geknackt werden können. Noch innerhalb der ersten zwei Kilometer überholten wir Nani und ihren Begleitläufer Klaus. Ein kurzes Hallo, gefolgt von den besten Wünschen und schon liefen wir weiter. Wir liefen natürlich zu schnell los, nach 10 km hatten wir ca. 30 Sekunden Vorsprung auf die geplante Zwischenzeit. Etwa bei Kilometer 13 gab es eine schöne Überraschung. Laute Rufe „Dirk - Du schaffst das“ „Los Dirk“ lenkten meine Aufmerksamkeit auf die Zuschauer. Dort sah ich Florian und Yannic, die uns lautstark anfeuerten und damit extra Kraft für die kommenden Kilometer gaben. Zügig liefen wir weiter und selbst auf den Anstiegen zur Oberkasseler Brücke blieben wir unter unserem Plantempo. Auf der ersten Kö-Schleife, also kurz vor der Halbmarathonmarke, kamen wir am vereinbarten Treffpunkt bei den Mädels vorbei. Alle drei hielten selbstgebastelte Schilder nach oben und Marion reichte mir die zweite ISO-Flasche, die mich auf der kommenden Hälfte mit Energie versorgen sollte. Freude!
Die Halbmarathonmarke überquerten wir bei 1:57:06 und damit mehr als anderthalb Minuten schneller als ursprünglich geplant. Die Beine fühlten sich gut an, der Regen wurde weniger. Energie hatte ich noch reichlich, also plante ich um und verpflegte mich erst mit einem Gel am ersten offiziellen Verpflegungsstand nach 27 km.
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Mit dem 30. Kilometer wurde es schwerer. Wir wechselten uns mit der „Führungsarbeit“ immer wieder ab und konnten damit das Tempo weiter halten. Im Kopf rechnete ich jetzt immer wieder um, welche Pace ich ab sofort laufen konnte, um immer noch unter sub 4 zu bleiben. Das bis hierhin herausgelaufene Polster ließ mich regelrecht frohlocken, das zweite Ziel scheint greifbar. Am Verpflegungspunkt bei km 36 blieb ich zur Einnahme des zweiten Gels stehen, Arnd ließ ich ziehen, ich brauchte jetzt auch mental „meinen Tunnel“. Obs an der Steh- bzw. Gehpause lag weiß ich nicht. Auf jeden Fall machten sich von hieran meine Waden bemerkbar. Zweimal musste ich wegen Krämpfen stoppen, konnte aber jeweils nach 200 Gehmetern wieder anlaufen. Die Uhr hatte ich dabei natürlich immer im Blick. Bei Kilomegter 40 überholten mich die 4 Stunden Läufer, die offenbar etwas zu schnell unterwegs waren. Ich hing mich an diese Gruppe und weiter lief ich in Richtung Rheinufer. Kurz vor der Zielgerade wurde ich von Marion, Melanie, Laurina, Anja und Alex letztmalig angefeuert. Ein kurzes Lächeln, ausgelöst von der Sicherheit beide Ziele zu erreichen und schon sauste ich in Richtung Zielbogen. Nach 3:57:23 (offiziell) überquerte ich jubelnd die Ziellinie. Im Ziel selbst hätte ich vor Glück heulen können, ein intensiveres Gefühl hatte ich beim Laufen bisher nicht erlebt. Noch vor der Medaillenübergabe traf ich Arnd und Sven, beide ebenso glücklich. Gemeinsam liefen wir weiter und nahmen stolz die schweren Medaillen in Empfang.
Nach einer halben Ewigkeit im Nachzielbereich (alkoholfreies Weizen, umziehen, Verpflegung, noch ein alkoholfreies Weizen und die Gravur der Medaille dauern einfach…) trafen wir unsere Supporter am vereinbarten Treffpunkt. Gemeinsam ging es als Abschluss ins Uerige – hier gab‘s sogar ein echtes (Alt)Bier als Siegertrunk.
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